Schloss Wackerbarth schaut in die prickelnde Zukunft des Weinbaus
Szenariogestaltung bei limitierter und schwankender natürlicher Rohstoffbasis
Oben über Radebeul, umgeben von Weinbergen, befindet sich das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth GmbH (www.schloss-wackerbarth.de): Ein Nischenanbieter im exklusiven Marktsegment mit regionalem Vertriebsfokus, dessen Produkte im Onlinehandel auch bundesweit gefragt sind.
Mehr als 200 Veranstaltungen pro Jahr ziehen nicht nur Weinkenner in ihren Bann. Die älteste Sektkellerei Sachsens ist zugleich Europas erstes und erfolgreichstes Erlebnisweingut. Unter Genießern hat sich die Qualität von Wein und Sekt aus dem Hause Wackerbarth längst herumgesprochen, das Kürzel Q.b.A. steht für „Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete“. Da die edlen Tropfen ausschließlich aus raren sächsischen Weintrauben gekeltert werden, übersteigt die Nachfrage regelmäßig das Angebot. Insbesondere, weil das Sächsische Staatsweingut zu den wenigen Getränkeherstellern zählt, die ihre natürlichen Rohstoffe selber anbauen – anders als beispielsweise zahlreiche Brauereien. Um die Nachfrage noch besser zu bedienen, hat das Staatsweingut eine Aufrebung beschlossen und will auf weiteren geeigneten Flächen expandieren.
Infolge einer überaus positiven Geschäftsentwicklung wurde der Platz im Verarbeitungs- und Lagerkomplex des Staatsweingutes knapp. Als kurzfristig wirkende Maßnahme unterbreitete LogistikPlan bereits Vorschläge zur Optimierung der Flächennutzung. Allerdings verlangt das perspektivisch geplante, steigende Produktionsvolumen eine ebenso variable wie intelligente Ernte- und Absatzprognose, da der Ertrag jeder Weinlese hauptsächlich vom Wetter abhängt.
Im zweiten Projektteil bildeten die LogistikPlaner darum mögliche Szenarien für die Standortentwicklung auf Basis unterschiedlicher Wetterverläufe ab. LogistikPlan arbeitet systematisch im jeweiligen kundenspezifischen Umfeld und liefert exzellente Planungsleistungen unter allen Bedingungen, wie in diesem Fall mit mengenmäßig limitierten, noch dazu stark fluktuierenden natürlichen Rohstoffen.
Quelle: Stattsweingut Schloss Wackerbarth
Zurück in die Zukunft – mit Szenarien
Während bei klassischen Absatzprognosen meist allgemeine Trends auftreten, ist das ganz anders, sobald Weinreben ins Spiel kommen: Ernteerträge schwanken stark von Jahr zu Jahr.
Wenn die beste Weinlese mit 100 Prozent des Maximalertrags angesetzt wird, liegt der Durchschnitt bei 70 Prozent und der ungünstigste Fall bei nur 40 Prozent Ertrag. Damit nicht genug: Es existieren keinerlei Abhängigkeiten zwischen aufeinander folgenden Erntejahren. Aufgrund dieser Unschärfe nutzt LogistikPlan ein an das moderne Szenario-Management angelehntes Verfahren. Aus der Marktentwicklung auf Nachfrageseite und den Ernteergebnissen der Vergangenheit entwickelte LogistikPlan drei Zukunftsszenarien, leitete daraus Reaktionsmöglichkeiten für Wackerbarth ab und bewertete diese Varianten hinsichtlich entstehender Kosten. Einflussfaktoren wie die verfügbare Anbaufläche und die Nachfrage in Kombination mit der Preisentwicklung wurden berücksichtigt.
Die Zukunftsszenarien zeigen, wie erforderliche Produktionsmengen optimal zu realisieren sind – was wiederum von der technischen und logistischen Ausrüstung abhängt – wenn zum Beispiel in mehreren Jahren hintereinander gute oder schlechte Ernten vorkommen. So werden dafür entsprechende Flächen vorgesehen und ebenfalls vorschlagen, ob und wann sich ein weiterer Ausbau lohnt.
LogistikPlan entwickelte ein spezifisch auf Wackerbarth zugeschnitten Tool, das in verallgemeinerter Form jedoch auch bei anderen Projekten hilfreich ist. Das Tool erlaubt es dem Staatsweingut, mittels verschiedener skalierbarer Zukunftsszenarien fundierte Aussagen über Kapazitätsbedarf, Produktionskosten und Flächenbedarf zu treffen. Dabei fließen sämtliche relevanten Rahmenbedingungen ein. Mit Hilfe zweier beispielhafter Szenarien hat LogistikPlan das Tool bei Wackerbarth eingeführt, wo es als eine Basis für weitere strategische Entscheidungen der Geschäftsführung dient. Zu den Strategieszenarien mit Steuergrößen zählen das Outsourcing von Logistikleistungen ebenso wie der Ausbau eigener Produktionskapazitäten, zum Beispiel durch mehrschichtige Auslastung der Anlagen und/oder stärkere Entkopplung von Produktionslinien für Wein und Sekt.
Variabel gestaltete Parameter – hier Größen ohne direkten Szenariobezug, die Wackerbarth wenig beziehungsweise nicht beeinflussen kann – spielen ebenfalls eine Rolle: Angefangen von Kostensätzen für Lohn, Investitionen oder Fremdkapital, bis hin zur Verteilung der Ernte und Gärdauer der Getränke – letzteres bestimmt die Tank- beziehungsweise Fassbelegung. Nach der alkoholischen Gärung in der Flasche muss der Sekt nämlich noch mindestens 9 Monate und maximal 5 Jahre lang lagern, der Durchschnitt beträgt 2,5 Jahre. Nach dieser Lagerdauer darf sich der Sekt laut Gesetz schließlich „Sekt nach klassischer Flaschengärung“ nennen.
Strategische Beratung als Teil der Logistik-Planung
„Die Zukunft ist so unscharf, dass es nur bedingt Sinn hat, mit Eintrittswahrscheinlichkeiten zu arbeiten“ sagt Johannes Seifert, einer der beteiligten LogistikPlaner. Darum hat das Projektteam mögliche Zukunftsszenarien ausgearbeitet, auf die Wackerbarth reagieren kann. Welches Szenario tatsächlich eintritt, lässt sich zwar nicht vorhersagen. Doch für verschiedene Zukunftspfade sind bereits heute praktikable Lösungsmöglichkeiten aufgezeichnet.
So kann das Staatsweingut jederzeit prüfen, welchem Pfad die im Unternehmen beobachtete Entwicklung am nächsten kommt und sich entsprechend positionieren. Dieser Pfadgedanke ist hilfreich, weil entlang des Pfades mehrere verschiedene Ausbaustufen bis zum Planungshorizont, dem Jahr 2020 verdeutlicht werden.
Fortsetzung folgt …
Fazit
Ein Ergebnis der Zukunftsszenarien war die Erkenntnis: Es lohnt sich für das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth, ein breites Spektrum von Logistikleistungen an einen externen neuen Partner zu vergeben. Weil das ein entscheidender Schritt für die Zukunft des Unternehmens ist, beauftragte Wackerbarth die LogistikPlaner, Ausschreibung und Vergabe federführend zu begleiten. Mehr darüber lesen Sie in der nächsten Ausgabe von LOG/NEWS.
(Text: Egbert Sass)