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Schoko-Aroma & Kaktusfeige: flexible Produktionslogistik für Lebensmittel

Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Lebensmittelproduzenten

Optimierung und Automatisierung sind für den Mittelstand bewährte Erfolgsrezepte. Vielseitige Varianten, überschaubare Losgrößen und kürzeste Lieferfristen erfordern vom Hersteller allerdings enorme Flexibilität. 

Vom ständigen Umrüsten und Reinigen der Anlagen bis zum Verpacken von Kleinstaufträgen – nur selten geht es ohne teure Handarbeit. Genau hier setzt LogistikPlan mit seinen branchenspezifischen Lösungen an: maßgeschneiderte Intralogistik für Steinofenbrot, Diät-Getränkepulver und Bio-Waffeln.

Kein Zweifel:

Großchargen und Massenprodukte gelten in der Lebensmittelherstellung als bester Garant für hohe Produktivität. Linien mit ein- bis zweitausend Stück pro Minute sind ein Eldorado für jeden Automatisierer. Hoch redundante Produktionsaufgaben erlauben eine effiziente Wertschöpfungskette, in der alle Arbeitsstufen wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind, von der Rohstofflogistik über die Herstellung, Verpackung und Auslieferung bis zum Verkaufsort. Im Gegensatz dazu kämpfen Hersteller von Kleinchargen oft mit immensem Personalaufwand. Ob Vorwiegen oder Mischen, Beschicken oder Verpacken – überall sind fleißige Hände gefragt. Hinzu kommt das zeitaufwendige Rüsten durch permanente Auftragswechsel. Mittelständische Firmen setzen gern auf universelle Fertigungslinien, die mit unterschiedlichen Produkten für möglichst hohe Auslastung sorgen. Allerdings führt jede Umrüstung nicht nur zu Arbeitsaufwand und Anlagenstillstand, sondern ebenso zu Verlusten durch Anläufe, Leerfahrten und Reinigung. Nicht selten haben Prozesse wie die Rohstoff-Vormischung, Packmittelbereitstellung oder Qualitätsprüfung nach wie vor Manufaktur-Charakter.

Unterdessen wird das Artikelspektrum immer breiter: Von Schoko-Aroma bis Kaktusfeige offeriert beispielsweise Anona – ein dynamisch wachsender Nahrungsgüter-Spezialist aus der sächsischen Kleinstadt Colditz – unter anderem gut 30 Sorten Softeispulver. Wie solche Vielfalt mittels Vereinheitlichung und Modularisierung besser beherrscht werden kann, stellt LogistikPlan in zahlreichen Projekten für die Lebensmittelindustrie unter Beweis. Das in Dresden tätige Planungsteam verfügt mit mehr als 10 Mitarbeitern über langjährige Erfahrungen im Kompetenzfeld Nahrungsgüter, unter anderem für temperaturgeführte Produktions- und Logistiksysteme. Zu den Kunden gehören renommierte Lebensmittelproduzenten wie Südzucker (www.suedzucker.de), Born Feinkost (www.born-feinkost.de), SDI Softdrink International (www.softdrinksinternational.com), Anona Nährmittel (www.anona.de) ebenso wie der bayerische Bäckerei-Filialist Der Beck (www.der-beck.de). Jüngster Kunde der Branche – und zugleich einer der traditionsreichsten – ist das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth (www.schloss-wackerbarth.de); das in Radebeul beheimatete Erlebnisweingut unterstützt LogistikPlan derzeit mit einem Lager- und Materialflusskonzept beim weiteren dynamischen Wachstum.

Wachstumskonzept in Bayern

Der Beck mit Hauptsitz im fränkischen Erlangen stellt seit 30 Jahren frische Backwaren her und liefert diese inzwischen an rund 140 Filialen aus – eine ebenso familiär wie erfolgreich geführte Großbäckerei. Ziel der von LogistikPlan erstellten Machbarkeitsstudie war es, drei verschiedene Betriebsteile des Unternehmens an einem Standort zusammenzuführen. Die Zentralisierung der Produktions- und Logistikfunktionen – von der Warenannahme und Lagerung über die Produktionslinien bis zur Behälterreinigung – bietet beste Voraussetzungen für die optimale Standortentwicklung des Backbetriebs.

Gleichzeitig dient die neue Betriebsstruktur zur höheren Flexibilität und Energieeffizienz, denn der Energieaufwand für das Vorbacken einer Brezel ist nahezu ebenso hoch wie für deren Tiefkühlung. Um die Funktionen Heizen und Kühlen im Gebäude kostenoptimal einzusetzen, sieht das von LogistikPlan ausgeklügelte Produktions- und Lagerkonzept die entkoppelte Anordnung energieintensiver Funktionsbereiche in der Gebäudemitte vor – bei gleichzeitigem Einsatz von Wärmetauschern auf der Dachebene.

„Nichts wird so heiß gegessen, wie es gebacken wird“, so gilt es für jede moderne Großbäckerei: nachdem das Brot frisch aus dem Ofen gelangt, benötigt es erstmal Abkühlung. Soll die Backware während einer definierten Zeit einen erforderlichen Weg zurücklegen, sind temperaturgeführte Förderstrecken hier besonders zweckmäßig. Im Ergebnis entstanden durchgängig optimierte Materialflüsse. Dank einer „linearen Autobahn entlang der kammartigen Produktionsabschnitte“, wie es die LogistikPlaner nennen, lassen sich die Zutaten und das fertige Backwerk effizient durch alle Funktionsbereiche transportieren, ohne die Produktion zu beeinträchtigen.

Auf die Mischung kommt es an

Obwohl die Marke Anona schon auf 180 Jahren Firmengeschichte beruht, stehen mitten in der Kleinstadt Colditz modernste Lebensmittel auf dem Tisch: die Nährmittel und Nahrungsergänzungen der Anona Nährmittel C. L. Schlobach GmbH reichen vom Food-Design (Mischungen für den professionellen Vermarkter) über Food-Service (Grundstoffe für gewerbliche Hersteller) bis zu Food-Ingredients (Halbfabrikate für industrielle Weiterverarbeiter).

Auf dem Firmengelände an der mittelsächsischen Mulde investiert das Unternehmen kontinuierlich in seine Standortentwicklung. Die engen örtlichen Bedingungen – eingegrenzt zwischen dem Flussbett der Mulde und den Wohnhäusern der Altstadt – stellen eine ganz besondere Herausforderung an die Auslastung der knappen Produktions- und Logistikflächen. Deshalb holte sich Anona die LogistikPlan-Experten ins Boot. Ihr Auftrag: Strukturänderung im Maschinenpark und Layout auf 4 Etagen mit ganzheitlicher Optimierung der Materialflüsse – vom Rohwarenlager (Kommissionierung) bis zum Mischen im Gebäudebereich „Alte Extrusion“.

Kay Emmrich, Projektleiter bei LogistikPlan, beschreibt, einen typischen Ablauf, der in dieser oder ähnlicher Form für zahlreiche Lebensmittelhersteller typisch ist:

„Geliefert werden die benötigten Grundstoffe oftmals in Säcken auf einer Euro-Palette, von denen normalerweise vier in ein Regalfach passen. Ragen die Säcke jedoch über die Abmessungen hinaus, muss die Palette im Wareneingang schnell zu einer Industriepalette umdefiniert werden, um sie platzoptimiert einlagern zu können“.

Noch komplexer werden die Herausforderungen an das Lagersystem durch den Chargenstatus der Produkte: Zunächst wird alles sofort bei Anlieferung eingelagert, denn es handelt sich um verderbliche Lebensmittel, die entsprechend geschützt werden müssen. Dann sind die einzelnen Produkte mit spezifischen Quarantänezeiten belegt, in denen sie von der Qualitätssicherung geprüft und freigegeben werden. Und schließlich werden die Rohstoffe noch in einem speziellen, der Produktion vorgelagerten Prozess behandelt, um eventuell vorhandene Keime abzutöten und Schadstoffe zu beseitigen. Meist erfordert jeder dieser Vorgänge einen eigenen Ein- und Auslagerungsprozess, bevor der eigentliche Produktionsprozess beginnen kann. Anschließend erfolgt die mengen- und termingerechte Zuführung in die Produktion, bis hin zur Zwischenlagerung und Bereitstellung der fertigen Produkte für die Auslieferung. Dies führt täglich zu etwa 500 Ein- und Auslagervorgängen, die alle systemtechnisch erfasst und überwacht werden müssen.

Für Anona griffen die LogistikPlaner tief in die „Trickkiste“. Ihr Blick galt sowohl dem großen Ganzen als auch zahlreichen Details. So wird nun die Zuführung kommissionierter Paletten in den Mischbereich – statt bisher manuell mit Hubwagen und Lastenaufzug – über einen Vertikalförderer automatisch gelöst. Durch das Zusammenlegen bisher getrennte Prozessschritte auf einer Etage, dem Vormischen und Vorwiegen, entstehen neue Vorteile: der jetzt gemeinsam nutzbare Lagerbereich und die vereinfachte Auftragsbereitstellung an den Mischerlinien spart enormen Wegaufwand.

Ein weiterer Optimierungserfolg liegt im Detail der Sackentleerung: indem man künftig die Sackware direkt über eine Sackaufgabestation in die Mischer schüttet, ergibt sich in der Prozesskette eine Zeitersparnis von einer halben Minute pro Sack. Anfallende Leersäcke werden anschließend nicht mehr manuell aus dem Produktionsbereich abtransportiert, sondern mittels Sackentleerstation teilautomatisch entsorgt. „Die Planungslösung bewirkt aus logistischer und technischer Sicht nennenswerte Verbesserungen. Sie ist wirtschaftlich angemessen und setzt Maßstäbe für spätere Standortstrategien“, sagt Wolfram Eismann, Geschäftsführer von Anona. Dass sich jede einzelne Optimierung lohnt, liegt in der häufigen Wiederholung dieser gleichartigen Prozesse begründet. Schon heute verarbeitet Anona rund 600 Rohstoffe zu über eintausend verschiedenen Produkten, und das Verpackungsprogramm umfasst Klein- und Großaufträge in ca. 250 Gebindetypen. Tendenz: steigend.

 

Quelle: www.archlab.de 3D-Visualisierung

Bio-logistisch gesehen

Werden die Lebensmittel zudem als glutenfreie, diätische oder Bio-Produkte hergestellt, bringt die Lagerhaltung und Verarbeitung zusätzliche Besonderheiten mit sich. Um Kontaminationen auszuschließen, die zum Beispiel aus Rückständen chemischer oder gentechnischer Fremdstoffe resultieren können, ist der Produzent zur höchsten Sorgfalt gezwungen. Sobald das hauseigene Labor einen Verdachtsbefund liefert, muss der Lebensmittelhersteller die sofortige Sperrung der Ware veranlassen und entsprechend EU-Öko-Verordnung für den Nachweis ihrer Unbedenklichkeit sorgen. Da es bei Bio-Food und anderen Spezialitäten meist um kleine Chargenmengen geht, sind mittelständische Hersteller ihren großen Wettbewerbern hier teilweise überlegen. Denn zur Abtrennung der Bioprodukte von herkömmlichen Lebensmitteln ist die komplette Reinigung der Produktionsanlagen gesetzlich vorgeschrieben – ein Umrüstaufwand, der sich nur für kleinere Produktionslinien lohnt.

Zu den Wegbereitern für Bio-Confiserie in Deutschland gehört die Lebensgarten GmbH (www.lebensgarten.net) aus dem vogtländischen Adorf. Sie ist auf ökologisch und nachhaltig hergestellte Backwaren, Müslis und Schokoladenartikel spezialisiert. Lebensgarten produziert Bioprodukte auch glutenfrei, was auf Produktion und Logistik erhebliche Auswirkung hat. Es bedingt zumeist einen traditionell handwerklichen Fertigungsprozess, der viele besondere Zutaten erfordert. So sind beispielsweise Fette mit höherem Schmelzpunkt notwendig, künstlich gehärtete Fette bleiben außen vor. LogistikPlan gestaltete die Produktionslogistik von der Schokolierung bis hin zur Verpackung – mit einem ausgefeilten Automatisierungskonzept für die intralogistischen Prozesse: über Kreuz schaltbare Förderstrecken, die eine flexible Kopplung jeder Fertigungslinie mit jeder Verpackungsstrecke erlauben. Die kundenindividuelle Vorzugslösung bietet dem Unternehmen nicht nur einen Technologiesprung in der Kleinchargenherstellung, sondern überzeugt durch ihre Amortisationszeit von weniger als drei Jahren.

Das A und O der Lebensmittellogistik

Die Notwendigkeit, sämtliche Artikel jederzeit zurückverfolgen zu können, stellt gerade an die Intralogistik für Nahrungsgüter enorme Herausforderungen: unter den Bedingungen von Produktions- und Lieferchargen, Haltbarkeitsfristen und temperaturgeführten Logistikketten ist die Organisation der Materialflüsse alles andere als trivial. So gilt die Einhaltung von einschlägigen Branchennormen wie HACCP und LMHV (siehe Zusatz-Info) für die Planung den Betrieb der Produktionssysteme als zwingende Voraussetzung. Von der Beschaffung über die Lagerung, Produktionslogistik und Verpackung bis zum Versand sind lückenlose Kennzeichnung, fehlerfreie Identifikation und effiziente Kommunikation das Alpha und Omega der Lebensmittellogistik.

Last but not least muss der Produzent „nur“ noch die Schnittstellen zum Handel meistern. Um die anspruchsvollen Lieferbedingungen der Handelsketten zu erfüllen, sind saisonale Flexibilität und kurzfristige Lieferfähigkeit ebenso entscheidend wie Null-Fehler-Kommissionierung. Selbst diejenige Großbäckerei, die ausschließlich eigene Filialen beliefert, steht im harten Wettbewerb: schließlich möchten die Kunden jederzeit frische Brötchen kaufen – in bester Qualität und zu verdaulichen Preisen.

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Zusatz-Info: Sicherheit mit System

HACCP: Das Konzept mit dem Namen „Hazard Analysis and Criticial Control Points“ bezeichnet ein integriertes Hygienemanagementsystem, das bei der Produktion von Lebensmitteln anzuwenden ist, um Gefährdungen systematisch zu vermeiden.

LMHV: Die seit 1988 geltende Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV) regelt die hygienischen Anforderungen an das gewerbsmäßige Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von Lebensmitteln sowie die Durchführung betriebseigener Maßnahmen und Kontrollen. Gemäß §4 verpflichtet es die Lebensmittelhersteller, ein Eigenkontrollkonzept nach HACCP-Grundsätzen in ihrem Betrieb zu verwirklichen. Die Umsetzung beinhaltet spezielle Prozess- und Gefahrenanalysen, ihre Dokumentation gemäß Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001, sowie die Durchführung von Optimierungsmaßnahmen, Personalschulungen gemäß DIN 10514 „Hygieneschulung“ und regelmäßigen Audits.

(Text: Stefan Gärtner, Egbert Sass)